
Psychoviszerale Zusammenhänge in der Osteopathie: Wenn Emotionen den Körper beeinflussen
Körper und Seele sind untrennbar miteinander verbunden – das zeigt sich besonders deutlich bei Beschwerden, die keine klare organische Ursache haben, aber dennoch real und belastend sind. In der Osteopathie betrachten wir den Menschen ganzheitlich – mit einem besonderen Blick auf sogenannte psychoviszerale Zusammenhänge: die Wechselwirkung zwischen emotionalem Stress und inneren Organen.
Was sind psychoviszerale Zusammenhänge?
Der Begriff setzt sich zusammen aus:
- „Psycho“ = Seele, Emotionen, mentale Prozesse
- „Viszeral“ = die inneren Organe betreffend
In der osteopathischen Behandlung erkennen wir, dass emotionale Belastungen wie Stress, Angst, Trauer oder Wut ihren Ausdruck im Körper finden können – vor allem im Bereich der Verdauungsorgane, des Herzens, der Atmung oder im kleinen Becken.
Typische Beschwerden, die emotional bedingt sein können:
- Magenschmerzen oder Reflux bei Stress
- Reizdarm durch emotionale Belastung
- Herzklopfen und Engegefühl in der Brust bei Angst
- Blasenbeschwerden oder Menstruationsprobleme bei innerem Druck
- Verspannungen im Kiefer, Nacken oder Becken durch seelische Konflikte
Diese Beschwerden sind keine Einbildung, sondern entstehen durch die enge Verbindung zwischen dem vegetativen Nervensystem, den Faszien und unseren Organen. Die moderne Neurobiologie bestätigt: Unser Körper „merkt sich“ emotionale Erfahrungen – und speichert sie im Gewebe.
Wie arbeitet die Osteopathie mit psychoviszeralen Achsen?
In meiner osteopathischen Praxis untersuche ich sorgfältig:
- die Beweglichkeit und Spannung Ihrer Organe,
- die Atmung, das Zwerchfell und den Brustkorb,
- die Balance des vegetativen Nervensystems (Sympathikus & Parasympathikus),
- mögliche Spannungen im Kiefer, Bauchraum oder Becken.
Durch sanfte viszerale Techniken, fasziale Entspannung und gegebenenfalls kraniosakrale Osteopathie können festgehaltene Emotionen im Gewebe gelöst werden. Ziel ist es, das System zu regulieren, Spannungen abzubauen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Für wen ist eine osteopathische Behandlung sinnvoll?
Eine osteopathische Begleitung ist besonders hilfreich bei:
- stressbedingten Verdauungsbeschwerden
- chronischen Schmerzen ohne klare Ursache
- Erschöpfungszuständen, innerer Unruhe oder Schlafstörungen
- psychosomatischen Beschwerden
- sensiblen Kindern und Jugendlichen in emotional belastenden Lebensphasen
Folgende 10 psychoviszerale Achsen zeigen sich häufig in meiner osteopathischen Praxis:
1. Stress – Magen – Zwerchfell – HWS
- Typische Symptome: Reflux, Völlegefühl, Oberbauchdruck, Globusgefühl, verspannte HWS.
- Mechanismus: Stress aktiviert den Sympathikus → reduzierte Magendurchblutung & Motilität → Zwerchfellspannung → Spannung bis zur HWS.
2. Angst / Kontrollverlust – Darm (v. a. Colon) – Sakrum – Beckenboden
- Typische Symptome: Durchfall/Verstopfung, Reizdarm, ISG-Schmerz, Beckenbodenspannung.
- Mechanismus: Vagusreaktion (Polyvagal-Theorie), Cortisolbelastung → Einfluss auf Darmperistaltik & Mikrobiom → Beckenbodenverspannung.
3. Überforderung / Daueranspannung – Herz – Thorax – Perikard – Zwerchfell
- Typische Symptome: Herzklopfen, Beklemmung im Brustkorb, Atemnot, Engegefühl.
- Mechanismus: Chronischer Sympathikustonus → Spannungen im Perikard / Mediastinum → eingeschränkte Brustkorbatmung.
4. Scham / Unsicherheit – Blase – Symphyse – ISG
- Typische Symptome: Reizblase, häufiges Wasserlassen, Schambeinschmerz, ISG-Problematik.
- Mechanismus: Vegetative Anspannung → funktionelle Störung im kleinen Becken → Einschränkung der Blasenmobilität.
5. Nicht-gelebte Trauer – Lunge – Pleura – HWS / Rippen
- Typische Symptome: Enge in der Brust, flache Atmung, thorakale Bewegungseinschränkungen, häufige Infekte.
- Mechanismus: Emotionale Unterdrückung → Zwerchfellfixation → Spannungsmuster im Thorax und Mediastinum → reduzierte Lungenmobilität.
6. Unterdrückte Wut – Leber – rechter Rippenbogen – rechte Schulter
- Typische Symptome: Spannungsgefühl rechts subkostal, Nackenverspannung rechts, Unruhe.
- Mechanismus: Vegetative Reizung → Leberstau → myofasziale Spannung über Lig. falciforme, Zwerchfell, bis in die Schulter.
7. Perfektionismus / Druck – Pankreas – Magen – Solarplexus
- Typische Symptome: Verdauungsstörungen, Krämpfe, Bauchdruck, nervöse Unruhe.
- Mechanismus: Dauerhafte Selbstansprüche → erhöhte Kortisolproduktion → Einwirkung auf Hormon- & Verdauungssystem (Insulin, Enzyme).
8. Nicht-gelebte Sexualität / Beziehungskonflikte – Uterus / Prostata – Becken – Sakrum
- Typische Symptome: Menstruationsbeschwerden, Libidostörungen, chronische Beckenschmerzen.
- Mechanismus: Spannungen im kleinen Becken (emotional-faszial) → Dysfunktionen in den Beckenorganen → Auswirkungen auf Statik.
9. Selbstwertprobleme / innere Unruhe – Schilddrüse – Hals – Brustkorb
- Typische Symptome: Kloß im Hals, HWS-Schmerzen, Atemprobleme, Herzrasen.
- Mechanismus: Vegetative Dysregulation über Hypothalamus-Hypophyse-Schilddrüsen-Achse → muskuläre Spannung im Halsbereich.
10. Unverarbeitetes Trauma – Nebennieren – Faszien – gesamtes Stresssystem
- Typische Symptome: Erschöpfung, Schlafstörungen, chronische Schmerzen, diffuse Bauch- oder Rückensymptomatik.
- Mechanismus: Dauerstress → Überlastung der Nebennieren → chronische Muskel- & Faszienspannung → vegetative Dysbalance.
Sanfte Hilfe für Körper und Seele
In meiner Praxis in Geretsried Gelting begleite ich Dich mit einem ganzheitlichen Blick. Gemeinsam suchen wir nach den Ursachen hinter Deinen Beschwerden – ob sie nun körperlich, emotional oder beides sind. Die Osteopathie bietet hier eine wertvolle Möglichkeit, den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen – achtsam, individuell und lösungsorientiert.
Herzlich,
