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20.06.2025

Psychofasziale Zusammenhänge – Wenn Emotionen den Körper verspannen

In der osteopathischen Behandlung begegnen wir häufig Menschen, die unter körperlichen Spannungen oder Schmerzen leiden – ohne klare organische Ursache. Hinter solchen Symptomen verbirgt sich oft ein emotionales Thema, das im faszialen Gewebe gespeichert ist. Diese Verbindung zwischen Psyche und Faszie bezeichnen wir in der Osteopathie als psychofasziale Achsen.

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Was bedeutet „psychofaszial“?

Der Begriff setzt sich aus „Psyche“ (Seele, Emotion) und „Faszie“ (das bindegewebige Spannungsnetz des Körpers) zusammen. Unsere Faszien reagieren sensibel auf emotionale Zustände wie:

  • Stress
  • Angst
  • Trauer
  • Wut
  • Überforderung
  • Scham oder alte Traumata

Sie speichern diese Erfahrungen über Muskelspannung, Gewebetonus und Atmung – oft unbewusst und über viele Jahre hinweg.

Typische Beschwerden durch psychofasziale Spannungen:

  • Chronische Rückenschmerzen ohne Befund
  • Engegefühl im Brustkorb oder Atembeschwerden
  • Kieferverspannungen, Zähneknirschen
  • Schmerzen im Becken oder ISG
  • Migräne oder Spannungskopfschmerzen
  • Unerklärliche Erschöpfung oder diffuse Schmerzen

Diese Beschwerden sind echt – aber oft nicht rein körperlich erklärbar. Die Osteopathie bietet hier einen besonders wertvollen Zugang, um emotional gespeicherte Spannungen im Fasziennetz zu lösen.

Beispiele psychofaszialer Achsen:

  • Perfektionismus → Rückenschmerz (Fascia thoracolumbalis)
  • Unterdrückte Wut → Brustenge (Fascia pectoralis)
  • Angst → Kieferbeschwerden (Fascia temporalis / Kaumuskulatur)
  • Trauer → Atemeinschränkung (Zwerchfellfaszie)
  • Scham → Beckenbodenspannung (Fascia pelvica)

Wie hilft Osteopathie bei psychofaszialen Spannungen?

In meiner Praxis kombiniere ich gezielt:

  • fasziale Entspannungstechniken
  • viszerale Behandlung von Bauch- und Beckenorganen
  • kraniosakrale Techniken zur Regulation des Nervensystems
  • achtsame Gesprächsbegleitung, wenn gewünscht

Ziel ist es, den Körper wieder in einen Zustand von innerer Balance und Loslassen zu bringen – damit sich gespeicherte Spannungen lösen dürfen und Heilung auf allen Ebenen möglich wird.

Für wen ist eine Behandlung sinnvoll?

  • Menschen mit stressbedingten Beschwerden
  • Patient:innen mit chronischen Verspannungen oder unklaren Schmerzen
  • Personen mit psychosomatischen Beschwerden
  • Menschen mit Trauma-Hintergrund (emotional oder körperlich)
  • Kinder & Jugendliche mit somatischen Symptomen ohne Befund

 

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Folgende 10 psychofaszialen Achsen zeigen sich häufig in meiner osteopathischen Praxis:

1. Perfektionismus / Kontrolle → Fascia thoracolumbalis

  • Spannungsspeicher: Rückenfaszie, vor allem LWS / Kreuzbein
  • Klinisches Bild: chronische Rückenschmerzen, hartnäckige Muskelverspannung, Atemeinschränkung
  • Bezug: dauerhafte „Rückendeckung“ – psychisch wie körperlich

2. Unterdrückte Wut / innere Spannung → Fascia pectoralis & axillaris

  • Spannungsspeicher: Brustkorb, Achselregion, Brustmuskulatur
  • Klinisches Bild: Engegefühl im Brustraum, Atemnot, Schulterschmerzen
  • Bezug: „aufgestaute Wut“ zeigt sich oft in einer eingeengten vorderen Körperhälfte

3. Nicht-gelebte Trauer → Faszien des Thorax und Zwerchfells

  • Spannungsspeicher: Zwerchfellkuppel, Pleura, Brustbein
  • Klinisches Bild: Flache Atmung, Kloßgefühl, vegetative Symptome
  • Bezug: „Die Trauer sitzt auf der Brust“ – ein häufiges osteopathisches Spannungsmuster

4. Überforderung / Erschöpfung → Faszien der HWS & Nackenmuskulatur

  • Spannungsspeicher: subokzipital, M. trapezius, Fascia cervicalis
  • Klinisches Bild: Spannungskopfschmerzen, Schwindel, Augenmüdigkeit
  • Bezug: „zu viel auf den Schultern“, „Kopf voller Gedanken“

5. Angst / Rückzug → Fascia cranii (Kopf) & Kieferregion

  • Spannungsspeicher: Faszien von Os frontale, Sphenoid, Kaumuskulatur
  • Klinisches Bild: Bruxismus, Kieferknacken, Spannung im Gesicht
  • Bezug: „Zähne zusammenbeißen“, „alles in sich behalten“

6. Scham / Selbstunsicherheit → Fascia pelvica & Fascia urogenitalis

  • Spannungsspeicher: Beckenboden, Adduktoren, Symphyse
  • Klinisches Bild: Schambeinschmerz, Beckenspannung, sexuelle Unlust
  • Bezug: emotionale Themen, die ins Becken „absinken“ und dort gehalten werden

7. Traumatische Erlebnisse → Fascia iliaca & Psoaslinie

  • Spannungsspeicher: tiefer Beckenbereich, LWS, Zwerchfellverankerung
  • Klinisches Bild: chronische LWS-Schmerzen, Verdauungsprobleme, Nervosität
  • Bezug: Psoas als „emotionaler Muskel“ speichert häufig unverarbeitete Traumata

8. Leistungsdruck / Anpassung → Fascia plantaris & untere Extremität

  • Spannungsspeicher: Fußsohlen, Waden, ischiokrurale Faszien
  • Klinisches Bild: Fersensporn, Achillessehnenspannung, Beinüberlastung
  • Bezug: „ständig auf den Beinen“, „nie zur Ruhe kommen“

9. Hilflosigkeit / Machtlosigkeit → Faszien des Plexus solaris / Epigastrium

  • Spannungsspeicher: vordere Bauchwand, epigastrische Region, Nervengeflechte
  • Klinisches Bild: Bauchdruck, Verdauungsstörungen, emotionale Reaktionen bei Berührung
  • Bezug: „etwas schlägt auf den Magen“, Kontrollverlust in belastenden Lebensphasen

10. Unverarbeitetes Entwicklungsthema (z. B. aus Kindheit) → Faszien der Wirbelsäule & Dura mater spinalis

  • Spannungsspeicher: Wirbelsäulenachse, Rückenmarkshüllen
  • Klinisches Bild: chronische Haltungsmuster, diffuse Schmerzen, vegetative Symptome
  • Bezug: Dura-System als emotionale Langzeitspeicherung – häufig bei frühkindlichen Prägungen
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Ganzheitliche Osteopathie bedeutet: Wir behandeln nicht nur Muskeln und Gelenke, sondern den ganzen Menschen – mit seiner Geschichte, seinen Gefühlen und seinem Körpergedächtnis.

Wenn Du das Gefühl hast, Dein Körper trägt mehr, als medizinisch sichtbar ist, dann melde Dich gern für einen Termin in meiner Praxis in Geretsried Gelting.

 

Herzlich,

Saskia