
Knie-Instabilität im Jugendalter – kann eine Zangengeburt die Ursache sein?
Wenn das Knie instabil wird – und niemand weiß, warum
Viele Jugendliche – oft sportlich aktiv, manchmal auch ganz ohne besondere Belastung – klagen über ein Gefühl der Instabilität im Knie, gelegentliche Schmerzen oder Unsicherheit beim Gehen und Laufen.
Häufig zeigen Röntgen oder MRT keine auffälligen Befunde. Doch aus osteopathischer Sicht kann hinter solchen funktionellen Beschwerden eine tieferliegende Ursache stehen, die auf den ersten Blick kaum vermutet wird: die Geburtserfahrung selbst, insbesondere eine Zangengeburt.
Was passiert bei einer Zangengeburt?
Bei einer Zangengeburt wird das Kind mit Hilfe eines speziellen Instruments – der Geburtszange – aus dem Geburtskanal unterstützt.
Dabei wirken erhebliche mechanische Kräfte auf den Kopf und besonders auf die Schädelbasis, das Schläfenbein (Os temporale), das Keilbein (Os sphenoidale) sowie auf den Übergang zwischen Kopf und Halswirbelsäule (C0–C2).
Diese Strukturen sind beim Neugeborenen noch sehr weich und flexibel, um den Geburtsvorgang zu ermöglichen. Wird jedoch Druck oder Zug ungleichmäßig ausgeübt, können sich Asymmetrien, Spannungen oder minimale Schädelverformungen entwickeln.
Oft bleiben diese Veränderungen unbemerkt, da das Baby sich scheinbar normal entwickelt – der Körper kompensiert.
Doch im osteopathischen Sinne kann eine solche frühe Spannung im kranialen Bereich den gesamten Organismus langfristig beeinflussen.
Osteopathisches Prinzip: Alles hängt zusammen
Eines der Grundprinzipien der Osteopathie lautet:
„Struktur und Funktion sind miteinander verbunden – und der Körper ist eine Einheit.“
Das bedeutet: Eine Veränderung oder Spannung in einem Bereich des Körpers kann sich über fasziale, muskuläre, neurologische oder energetische Verbindungen auf andere Regionen auswirken.
1. Die kraniosakrale Verbindung
Zwischen dem Schädel (Cranium) und dem Kreuzbein (Sacrum) besteht eine direkte Verbindung über die Dura mater spinalis, die harte Hirn- und Rückenmarkshaut.
Spannungen im Bereich der Schädelbasis können sich dadurch über die gesamte Wirbelsäule bis zum Becken fortsetzen.
- Eine minimale Dysfunktion am Schädel kann das Sacrum in seiner Beweglichkeit beeinflussen.
- Das Sacrum wiederum ist Teil der Beckenstruktur, die die Basis für die Beinachsen bildet.
So kann eine frühkindliche Schädelasymmetrie Jahrzehnte später zu Fehlbelastungen in Becken, Hüfte und Knie führen.
2. Myofasziale Ketten
Faszien sind bindegewebige Hüllschichten, die alle Muskeln, Organe und Strukturen des Körpers miteinander verbinden.
Sie übertragen Spannung von Kopf bis Fuß.
Eine früh entstandene Kompensation im Bereich des Kopfes oder Nackens kann daher über die tiefe Rückenlinie bis in die Beinmuskulatur weitergeleitet werden.
Ein Beispiel:
- Spannung im Bereich des M. sternocleidomastoideus oder des N. accessorius nach Zangengeburt →
- führt zu einem Verdrehungsmuster im Schultergürtel und Becken →
- das Becken steht leicht schief →
- die Beinachsen verändern sich →
- das Knie kompensiert durch Instabilität oder Überlastung.
3. Neurologische und vegetative Einflüsse
Im Bereich der Schädelbasis verlaufen zahlreiche Hirnnerven, darunter der Nervus vagus (X) und der Nervus accessorius (XI).
Druck oder Zug während der Geburt kann diese Nerven irritieren und dadurch tonische Dysbalancen in der Muskulatur des Halses, Rückens oder Beckens auslösen.
Eine dauerhaft veränderte Muskelspannung kann zu Asymmetrien im Bewegungsmuster führen – das Knie wird dadurch nicht optimal geführt oder stabilisiert.
Warum sich Beschwerden oft erst im Jugendalter zeigen
Während der Kindheit kann der Körper viele dieser Spannungen noch gut kompensieren.
Im Jugendalter jedoch verändern sich durch Wachstumsschübe, hormonelle Umstellungen und geänderte Bewegungsgewohnheiten die Körperproportionen – alte Spannungsmuster treten plötzlich deutlich hervor.
Typische Anzeichen sind:
- wiederkehrende Kniebeschwerden ohne klare Verletzungsursache
- Beinlängendifferenzen oder ein schief stehendes Becken
- Koordinationsprobleme, häufiges Stolpern oder unsicherer Gang
- Schmerzen beim Sport, vor allem beim Laufen oder Springen
Hier lohnt sich ein osteopathischer Blick, um die funktionellen Zusammenhänge zu erkennen.
Wie die Osteopathie helfen kann
In der osteopathischen Behandlung wird der Körper immer als Ganzes betrachtet.
Ziel ist es, die ursächlichen Spannungen aufzuspüren und sanft zu lösen – egal, ob sie im Schädel, in der Wirbelsäule, im Becken oder in der Beinmuskulatur liegen.
Behandlungsansätze können sein:
- Kraniosakrale Techniken: zur Entspannung der Schädelbasis und Verbesserung der Verbindung zwischen Schädel und Kreuzbein
- Fasziale Behandlung: um Spannungsmuster entlang der myofaszialen Ketten zu harmonisieren
- Viszerale Osteopathie: falls auch Bauchorgane und deren Aufhängungen beteiligt sind (z. B. durch Zugkräfte am Becken)
- Behandlung der unteren Extremität: zur Wiederherstellung einer ausgeglichenen Beinachse und besseren Gelenkführung
Durch diese ganzheitliche Herangehensweise kann die Osteopathie dem Körper helfen, in sein Gleichgewicht zurückzufinden – das Knie wird stabiler, die Bewegungen freier, das gesamte System harmonischer.
Fazit
Eine Zangengeburt kann subtile Spannungen im Körper hinterlassen, die sich erst viele Jahre später bemerkbar machen – manchmal in Form einer Knieinstabilität im Jugendalter.
Die Osteopathie betrachtet solche Zusammenhänge nicht isoliert, sondern im Rahmen der gesamten Körperdynamik und Entwicklungsgeschichte.
Sanfte osteopathische Behandlungen können helfen, alte Muster zu lösen, die Statik zu verbessern und dem Körper zu ermöglichen, sich wieder frei und stabil zu bewegen.
Du leidest gerade unter Knieinstabilität oder Knieschmerzen?
Dann vereinbare gerne einen Termin in meiner Praxis. Gemeinsam finden wir den Weg zurück in stabile Bewegung und Schmerzfreiheit.
Herzlich,
Saskia
Heilpraktikerin · Osteopathie · Ganzheitliche Körperarbeit
