
Ein Interview mit Saskia: „Heilung geschieht oft in der Stille“
Sanfte Hände, ein offenes Herz und ein feines Gespür für das, was zwischen den Zeilen mitschwingt – in der Osteopathie begegnet sich vieles: Körper, Geist, Emotionen. Wir haben mit Saskia gesprochen über die Kraft der Berührung, zwischenmenschliche Nähe und warum Zuhören manchmal das Heilsamste ist.
1. Saskia, was bedeutet Osteopathie für dich – jenseits der Technik?
Für mich ist Osteopathie eine Form der Begegnung. Natürlich arbeiten wir mit Anatomie, mit Gewebe, mit dem Nervensystem – aber dahinter steht immer ein Mensch mit seiner eigenen Geschichte. Jede Behandlung beginnt für mich mit dem Zuhören: Was erzählt mir dieser Körper, was liegt vielleicht noch darunter? Es ist eine stille, sehr achtsame Arbeit, bei der ich immer wieder staune, wie viel Heilung möglich ist, wenn man präsent bleibt – nicht nur mit den Händen, sondern auch mit dem Herzen.
2. Viele Menschen kommen mit körperlichen Beschwerden. Was erlebst du häufig in der Behandlung, das du nicht erwartet hast?
Ganz oft erlebe ich, dass Menschen überrascht sind, wie emotional eine osteopathische Behandlung sein kann. Da kommen plötzlich Erinnerungen, Tränen, oder einfach ein tiefes Gefühl von „Ich darf loslassen“. Manche sagen danach: „Ich habe mich das erste Mal seit langem wieder richtig gespürt.“ Diese Momente sind so kostbar – weil der Körper nicht nur repariert werden will, sondern auch gehört und gehalten werden möchte.
3. Wie schaffst du es, so einen geschützten Raum für deine Patient:innen zu eröffnen?
Ich glaube, es beginnt mit echter Präsenz. Ich versuche, ganz da zu sein – ohne Eile, ohne Urteil. Wenn jemand merkt: „Hier darf ich einfach sein, so wie ich bin“, dann kann sich etwas öffnen. Es ist wie ein stilles Einverständnis zwischen uns: Du musst nichts leisten, nichts verstecken. Ich begleite dich – mit Respekt, Achtsamkeit und mit der inneren Haltung, dass der Körper weiß, was er braucht.
4. Gibt es eine Begegnung in deiner Praxis, die dich besonders berührt hat?
Es gibt viele. Eine bleibt mir besonders in Erinnerung: Eine junge Frau kam mit chronischen Rückenschmerzen. Im Laufe der Behandlungen zeigte sich, dass viel Anspannung aus einer alten, nicht verarbeiteten Verlusterfahrung kam. Sie hat sich Stück für Stück geöffnet – körperlich und emotional. Irgendwann sagte sie: „Ich fühle mich nicht mehr so alleine in meinem Körper.“ Das hat mich sehr berührt. Weil es zeigt, wie tief diese Arbeit gehen kann, wenn man ihr Raum gibt.
5. Was möchtest du Menschen mit auf den Weg geben, die sich vielleicht gerade körperlich oder seelisch erschöpft fühlen?
Ich möchte ihnen sagen: Du bist nicht allein. Dein Körper trägt viel – manchmal mehr, als du selbst bewusst wahrnimmst. Aber er ist nicht gegen dich, er spricht mit dir. Und es ist nie zu spät, wieder in Kontakt zu kommen – mit dir selbst, mit deiner inneren Kraft, mit dem Vertrauen, dass Heilung möglich ist. Und: Du musst den Weg nicht allein gehen. Manchmal reicht ein erster, leiser Schritt – und jemand, der ihn mit dir geht.
Vielen Dank Saskia, für dieses persönliche Gespräch.
